Wie wir rassismuskritisch denken lernen können
Workshop mit Tupoka Ogette und Stephen Lawson.
Organisiert von Here and Black
Sa 16.2., 14:30-17:30 Uhr
20 Personen nahmen an dem Workshop teil. Weit mehr hatten sich dafür angemeldet. In dem Workshop ging es um unseren – auch wenn nicht gewollten – verinnerlichten, oft unbewussten, systemischen Rassismus, der u.a. durch die Sozialisierung weitergegeben wurde. Eine grundlegende Botschaft des Workshops aus meiner Sicht ist, dass jede Person rassistisch handeln kann, auch wenn sie sich nicht bewusst rassistisch definiert. Ein Raum zur Reflektion darüber – und über den Umgang mit dieser Realität – ist notwendig. Wie im Programm steht, ist „das Sprechen über Rassismus und unsere eigene Verstrickung ein erster Schritt, um Rassismus zu bekämpfen“.
In der Gruppe waren nur 2 PoC, also zwei Menschen, die in ihrem Alltag direkt von Rassismus betroffen sind. Ich habe großen Respekt vor Trainer*innen, die strukturellen Rassismus in einer Runde thematisieren, in der die Mehrheit weiß ist und von Rassismus Betroffene anwesend sind. Was für die einen in dieser Situation Verständnisfragen sein können, könne für andere verletzende Fragen sein. Was für die einen eine Lebensrealität ist, kann ggfs. für die anderen erstmal nicht nachvollziehbar sein und sogar negiert werden. Tupoka Ogette und Stephen Lawson haben geschafft, durchgehend eine vertrauens- und respektvolle Stimmung zu sichern. Sie haben die tiefe Verankerung von Rassismus in der Gesellschaft sowie unsere emotionale Verbindung dazu spürbar gemacht. Normalerweise dauert deren Workshop mindestens einen Tag. Wir hatten nur 3 Stunden, die aber sehr intensiv waren. Die Referent*innen benutzten eine Vielfalt an Methoden: eine schöne Einstiegsrunde, wo jede*r etwas zu seinem*ihrem Name sagte, kurze Fragen und Austausch in 2-er Gruppen zum Thema Rassismus, Austauschrunde, theoretischer Input, Arbeit mit Bildern und Materialien aus der Werbung, Schulunterrichten, Kinderliteraturen usw. Doch wichtiger als die Methoden waren der Prozess in der Gruppe und die Tatsache, dass die Referent*innen mit den Fragen und Interventionen der Teilnehmenden arbeiteten. Für jede*n Teilnehmende*n gab es mit Sicherheit Impulse, eine rassismuskritische Perspektive in die eigene Lebenswelt zu integrieren. Wie oft bei solchen Workshops geht man mit mehr Fragen als Antworten raus. Gerade dies ist ein wichtiger Schritt. Ein Workshop, der jedem*jeder zu empfehlen ist.
Das Buch "exit RACISM" von Tupoka Ogette und weitere Literatur zum Thema gibt's bei der Jos Fritz Buchhandlung. Weiter Infos zu und von Tupoka findet ihr auf ihrer Website. Zusätzliche Infos zu Here and Black in Freiburg gibt's hier.
Isabelle Francois